St. Hilarion Castle – Das Märchenschloss und seine bewegte Geschichte
Hoch oben in den Kyrenia-Bergen thront St. Hilarion Castle, eine der am besten erhaltenen Kreuzritterburgen Zyperns. Oft als „Märchenschloss“ bezeichnet, vereint diese beeindruckende Festung eine faszinierende Geschichte, die von byzantinischen Ursprüngen, mittelalterlichen Intrigen und militärischen Kämpfen bis hin zu Legenden und Inspirationen reicht. Sie ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein Symbol für die wechselvolle Geschichte der Insel.
Ursprünge in der byzantinischen Zeit: Schutz vor arabischen Überfällen
St. Hilarion Castle wurde im 10. Jahrhundert von den Byzantinern errichtet, um die Insel vor arabischen Piraten zu schützen. Ursprünglich war die Festung ein Kloster, das dem Heiligen Hilarion gewidmet war – einem Mönch, der sich in die Kyrenia-Berge zurückzog, um ein asketisches Leben zu führen. Nach seinem Tod entstand an dieser Stelle eine Kirche, die später zu einer strategischen Festung ausgebaut wurde.
Die Lage der Burg war ideal: Hoch oben in den Bergen bot sie eine hervorragende Sicht auf die Nordküste und das Mittelmeer. Sie gehörte zu einem Netzwerk von Befestigungen, das auch Buffavento Castle und Kantara Castle umfasste. Zusammen sollten diese Burgen die Insel gegen Überfälle sichern.
Die Lusignan-Zeit: Vom Kloster zur königlichen Residenz
Mit der Ankunft der Lusignans im 12. Jahrhundert wurde St. Hilarion Castle zu einer der bedeutendsten Festungen der Insel ausgebaut. Die Burg diente nicht nur als militärischer Stützpunkt, sondern auch als Sommerresidenz der Lusignan-Könige.
Die Burg war in drei Ebenen unterteilt:
- Die untere Ebene: Hier befanden sich Stallungen und Unterkünfte für das Personal.
- Die mittlere Ebene: Diese beherbergte Lagerhäuser, Küchen und Soldatenquartiere.
- Die obere Ebene: Der prestigeträchtigste Teil der Burg mit den königlichen Gemächern und den berühmten Regina-Türmen, die einen spektakulären Blick auf die Küste boten.
Die Lusignans nutzten die Burg auch während interner Machtkämpfe. Im Jahr 1373 diente sie als Rückzugsort für Mitglieder der königlichen Familie während politischer Konflikte.
Die venezianische Epoche und der Niedergang
Als Zypern 1489 unter venezianische Kontrolle fiel, verlor St. Hilarion an Bedeutung. Die Venezianer konzentrierten ihre Verteidigungsanstrengungen auf strategisch wichtigere Festungen wie Famagusta und Kyrenia Castle. Obwohl die Burg weiterhin Teil des Verteidigungssystems war, wurde sie zunehmend vernachlässigt.
Während der osmanischen Belagerung von Zypern (1570–1571) blieb St. Hilarion Castle ungenutzt. Die Osmanen konzentrierten ihre Angriffe auf die größeren Städte, und die Burg fiel kampflos in ihre Hände.
Die osmanische und britische Zeit: Bedeutungsverlust und Wiederentdeckung
Nach der osmanischen Eroberung wurde die Burg nicht mehr militärisch genutzt und dem Verfall überlassen. Ihre abgeschiedene Lage machte sie für die Osmanen unpraktisch, und sie konzentrierten sich auf besser zugängliche Festungen wie Kyrenia Castle.
Während der britischen Kolonialzeit im 19. Jahrhundert wurde St. Hilarion Castle wiederentdeckt. Historiker und Archäologen erkannten die Bedeutung der Ruinen und begannen, ihre Geschichte zu erforschen. Die Briten trugen dazu bei, die Überreste zu dokumentieren und ihre kulturelle Bedeutung hervorzuheben.
Legenden und das Märchenschloss
St. Hilarion Castle ist nicht nur für ihre Geschichte berühmt, sondern auch für die zahlreichen Legenden, die sich um sie ranken. Besonders bekannt ist die Geschichte der Königin Regina, die ihren Reichtum durch magische Kräfte geschützt haben soll. Es heißt, dass ihr Geist noch immer über die Burg wacht.
Die märchenhafte Atmosphäre der Burg diente angeblich auch als Inspiration für Walt Disneys Schloss im Film „Schneewittchen“. Die steilen Türme und die dramatische Silhouette der Burg wirken wie aus einem Fantasyfilm entsprungen und ziehen Besucher aus aller Welt in ihren Bann.
Architektur und Highlights
Die Architektur von St. Hilarion Castle spiegelt die verschiedenen Epochen ihrer Geschichte wider:
- Die Königin-Regina-Türme: Diese Türme sind eines der bekanntesten Wahrzeichen der Burg und bieten atemberaubende Ausblicke auf die Nordküste.
- Die königlichen Gemächer: Sie vermitteln einen Eindruck von der Pracht der Lusignan-Zeit.
- Die Kapelle: Ein Relikt aus der byzantinischen Zeit, das an die religiösen Ursprünge der Burg erinnert.
- Die Schutzwälle und Bastionen: Sie zeigen die strategische Bedeutung der Burg und bieten spektakuläre Fotomotive.
Ein Ort, an dem Geschichte lebendig wird
Heute ist St. Hilarion Castle eine der beliebtesten historischen Sehenswürdigkeiten Zyperns. Ihre gut erhaltenen Ruinen und die märchenhafte Atmosphäre machen sie zu einem Highlight für Geschichtsinteressierte, Wanderer und Fotografen.
Ein Besuch der Burg ist eine Reise durch die Jahrhunderte – von den Byzantinern über die Lusignan-Könige bis hin zu den Osmanen und Briten. Ihre Geschichte und die Legenden, die sie umgeben, machen St. Hilarion Castle zu einem einzigartigen Ort voller Magie und Faszination.
St. Hilarion Castle: Eine Burg, die Geschichte, Legenden und märchenhafte Schönheit vereint. Ein unverzichtbares Ziel für alle, die Zyperns Vergangenheit entdecken möchten.
Author: Jürgen Derichs am 30. Dez 2024 17:37, category: Muss man sich anschauen, comments per feed RSS 2.0, comments closed.